Mit großer Bestürzung, Empörung und tiefer Trauer haben die Mitglieder des Zentrums Schriftsteller im Exil Deutschsprachiger Länder von der feigen Ermordung des türkisch-armenischen Schriftstellers und Verlegers Hrank Dink erfahren. Am Freitag, den 19. Januar 2007, wurde er beim Verlassen seines Zeitungsverlages in Istanbul niedergeschossen. Hrank Dink, der offen über den Genozid an seinem armenischen Volk sprach und im Juni 2006 deshalb zu sechs Monaten Gefängnis mit Bewährung „wegen Beleidigung des Türkentums“ verurteilt wurde, war seit Monaten von türkischen nationalistischen Extremisten mit dem Tod bedroht worden.
Die brutale Ermordung von Hrank Dink, der sich seit Jahren auch für die Aussöhnung von Türken und Armeniern einsetzt, so wie der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk von 2006, erfüllt den Exil-PEN mit Abscheu und Entsetzen. Wir appellieren an die türkische Regierung, sie möge nicht nur eine rasche Aufklärung der tückischen Mordtat bewirken, sondern vor allem den Schutz all derjenigen türkischen Bürger/Innen gewährleisten, die eine entschiedene Aufklärung des Völkermordes des osmanischen Reiches an dem armenischen Volk im Frühjahr 1915 in der Öffentlichkeit ihres Landes durchsetzen wollen.

Unsere aus vielen Ländern Europas und anderen Kontinenten stammenden Mitglieder unterstützen auch deshalb diesen Appell an die türkische Regierung und an die türkische demokratische Öffentlichkeit, weil sie - als in ihren Ländern verfolgte Autoren/Innen - sich für Freiheit, Gerechtigkeit und historische Wahrheit einsetzen. Sie fordern gemeinsam mit ihrer deutschen Kollegen, die auch einen langen Kampf um die vorbehaltlose Aufklärung des nationalsozialistischen Holocaust an dem jüdischen Volk und ethnischen Minderheiten geführt haben, eine Bestrafung des Mörders und die juristische Verfolgung seiner Hintermänner.

Im Namen aller Mitglieder des Zentrums Schriftsteller im Exil Deutschsprachiger Länder sprechen wir den Hinterbliebenen von Hrank Dink unsere tiefe Anteilnahme aus. Wir werden Hrank Dink als entschiedener Verfechter historischer Wahrheit und demokratischer Gesinnung in aktiver Erinnerung halten.

Prof. Dr. Wolfgang Schlott (Präsident)
Dr. Boris Schapiro (Vize-Präsident)
Horst Samson (Generalsekretär)
Urszula Usakowska-Wolff (Medienbeauftragte)
Hans Lindemann (Pressereferent)

Berlin/ Bremen 21. Januar 2007

facebook Kontakt