... über die Tätigkeit des Exil-P.E.N. e.V. – Sektion des International P.E.N. für das Jahr 2014

Im Zeitraum von November 2013 bis zur Vorbereitung auf unsere Jahrestagung in Berlin vom 21.-bis 23. November2014 sind zahlreiche Veranstaltungen, Publikationen und Auszeichnungen zu nennen, an denen auch Mitglieder unserer Vereinigung beteiligt waren bzw. die ihnen zugeschrieben wurden. Diese erfreuliche Tendenz fördert das öffentliche Ansehen des Exil-PEN. Es ist vor allem Autorinnen und Autoren zuzuschreiben, die aus den deutschsprachigen Gebieten Rumäniens stammen. Unter ihnen sind Dagmar Dusik, die im September 2014 den Literaturförderungspreis der GEDOK erhielt, unsere Vizepräsidentin Ilse Hehn, die im Dezember 2014 in Anerkennung ihres literarisch-künstlerischen Schaffens mit dem rumänischen Literaturpreis für Lyrik belohnt wird, und unser Generalsekretär Horst Samson, der im Oktober 2014 mit zwei Literaturpreisen ausgezeichnet wurde: dem Gerhard-Beier-Preis der Literaturgesellschaft Hessen und der Stefan-Jäger-Ehrenmedaille in Temeşoara; der Senior in unserer Exil-Vereinigung, Dr. h.c. Hans Bergel, erhielt im Jahr 2014 für sein schriftstellerisches Werk und für seine langjährige kulturpolitische Tätigkeit zwei Auszeichnungen: den Kulturpreis des Bundes der Vertriebenen Bayern“ und den Andreas- Gryphius-Preis. Unser neues Mitglied, der an der Universität in Mainz lehrende Schriftsteller Aleksej Makuschinski, erhält im November 2014 die „Malaja Kniga“-Auszeichnung des russischen Schriftstellerverbandes und unserer polnischen Kollegin Halina Barań aus Bogatynia überreichte der polnische Kulturminister Zdrojewski im Juni 2014 den Preis „Für Verdienste um die polnische Kultur“. In diesem Jahr veröffentlichte sie „Der slawische Garten“ (Słowiański ogród).

Die Liste der Buchpublikationen unserer Mitglieder ist ebenso beeindruckend: Ilse Hehn hat drei Bücher unterschiedlicher Gattungen vorgelegt: das Künstlerbuch „Irrlichter. Kopfpolizei Securitate“ , den reich illustrierten Bildband „Heimat zum Anfassen oder: das Gedächtnis der Dinge“ und das Buch für musisch veranlagte Kinder „Kinder sind Künstler“. Unser masurischer Kollege Herbert Somplatzki, der mehr als zwanzig Publikationen aufzuweisen hat, gab im Oktober 2014 einen Band mit Kurzgeschichten unter dem Titel „Schrumpfstory 5.0.“ heraus. Artur Becker hatte bereits 2013 den Roman „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“ publiziert, aus dem er in Solingen las. In diesem Jahr hat er die Novelle „Sieben Tage mit Lidia“ veröffentlicht. Seliana Huhulescu publizierte 2014 den Roman „Flucht aus der Hölle“, den Bericht über eine dramatische Ausreise aus Rumänien. Dieter Schlesak, dessen Gesamtwerk im Pop-Verlag erscheint, veröffentlichte den dritten Teil seiner siebenbürgischen Trilogie unter dem Titel „TransylWahnien“. Dr. Boris Schapiro, unser langjähriger Vizepräsident, publizierte im Moskauer OGI-Verlag seinen neuesten Gedichtband „In der stummen Sprache“ (Na nemom jazyke). Dr. hab. Timo Meškank, unser Präsidiumsmitglied, veröffentlichte seine Untersuchung zur jüngsten Kulturgeschichte der Sorben unter dem Titel „Instrumentalisierung einer Kultur“. Unser langjähriges Mitglied Ursula Jetter, die Herausgeberin von „exempla“, veröffentlichte den Gedichtband „alles was namen trägt“.

Einen bedeutenden Beitrag zur künstlerischen Aufarbeitung von Fotografie unter den politischen Bedingungen einer Diktatur und den schwierigen Arbeitsbedingungen im Londoner Exil hat unsere Schatzmeisterin Dr. Heidrun Hamersky mit ihrer Fotoausstellung „Ivan Kyncl: Rebell mit der Kamera“ (Bremen 2014) und dem Ausstellungskatalog (publiziert im Kerber-Verlag in Bielefeld 2014) geleistet. Ihre dazu gehörende wissenschaftliche Publikation „Störfelder einer Diktatur. Zur subversiven fotografischen Praxis von Ivan Kyncl im Kontext der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung der 1970er Jahre“ erscheint Februar 2015 im Steiner-Verlag (Stuttgart). Horst Samsons neuer Gedichtband „Das Imaginäre und unsere Anwesenheit darin“ ist gerade im Pop-Verlag erschienen. Die Zeitschrift „Bawülon“ (2/2014) widmete sich aus Anlass seines 60. Geburtstags umfassend seinem lyrischen Werk. Besonders hervorzuheben ist auch der von Anna Fadina-Perczenok u.a. herausgegebene Konferenzband „Russische Gegenwartsliteratur im deutschsprachigen Europa“ (Berlin/Halle) 2013, in dem auch unser Mitglied, Prof. Dr. Heinrich Kirschbaum, einen Beitrag über die Goethe-Rezeption im Werk von Osip Mandel‘štam publiziert hat. Diesen Band, in dem ein wesentlicher Beitrag unserer Vereinigung zur Funktion der russischen Literatur in Deutschland und in Europa zum Ausdruck kommt, hat der Exil-P.E.N. mit einem Druckkostenzuschuss gefördert. In vereinsinterner Angelegenheit war der Präsident tätig, indem er im großen Handbuch PEN einen Beitrag über die Vereinsgeschichte von 1956 bis 2012 publizierte (Berlin (De Gryuter Verlag), 2014). Der Beitrag ist auf der homepage des Exil-PEN nachzulesen.

An Veranstaltungen und größeren Lesungen im nationalen und internationalen Rahmen waren zahlreiche Mitglieder unserer Vereinigung beteiligt. An erster Stelle möchte ich Herbert Somplatzki, der meist gemeinsam mit seiner Frau, Gerlinde Bahr-Somplatzki, eine Reihe von Ausstellungen zum Thema deutsch-polnisch-masurische Beziehungen organisiert hat. Er ist nicht zuletzt aus diesem Grund vom Präsidium des Exil-PEN als Kandidat für den Dehio- Kulturpreis 2015 vorgeschlagen worden. Außerdem hat Herbert Somplatzki. einige Erzählbände über seine masurische Heimat publiziert. Unser Mitglied Artur Becker hat auch in diesem Jahr mehr als dreißig Lesungen aus seinen Büchern in unterschiedlichen kulturellen Institutionen in Deutschland und in Polen absolviert. Horst Samson ist, ungeachtet seiner anstrengenden journalistischen Tätigkeit, auf Lesungen aus seinen lyrischen Werken u.a. auf den Buchmessen präsent gewesen. Auf der Leipziger Buchmesse 2014 war auch der Exil- PEN in einer Solidaritätsveranstaltung für den Sorbischen Kulturbund mit dem Präsidenten Wolfgang Schlott, sowie unserem Mitglied, dem Verleger Traian Pop, beteiligt. Boris Schapiro war mit seinen auf Russisch publizierten Gedichtbänden in Moskau auf zwei Lesungen unterwegs. Er publizierte aus Anlass seines 70. Geburtstags im Moskauer OGI- Verlag den Gedichtband „Na nemom jazyke“ (In stummer Sprache).

Zwecks Anerkennung der politischen Lyrik im deutschsprachigen Raum und der Förderung der Lyrik in der Öffentlichkeit war Schlott an zwei überregionalen Veranstaltungen (Zwiesprache Lyrik) und an dem Themenheft Reisen in “Das Gedicht“ (Hrsg. Anton Leitner) im Frühjahr 2014 in Bremen beteiligt. Außerdem engagiert sich der Präsident gegenwärtig bei der Rettung des literarischen und künstlerischen Nachlässen von in den letzten Jahren verstorbenen Exil-PEN-Mitglieder. So bereitet er z.Z. einen großen Teil des Nachlasses für den am 14. März 2014 verstorbenen Dichter, Künstler und Publizist, Karel Trinkewitz, mit Hilfe der Archivarin Karina Garsztecka von der Forschungsstelle Osteuropa, auf. Ein erster Beitrag zum künstlerischen Werk von Karel Trinkewitz dazu erscheint in der online- Zeitschrift „Setup4“ (2014) (Forschungsverbund Künstlerpublikationen in Bremen). Außerdem bereitet er eine Publikation über den tschechischen Karikaturisten und Schriftsteller Julius Eschka, Mitglied des Exil-PEN bis zu seinem Ableben im Jahre 2011) – gemeinsam mit dem Sammler und Verleger, Herrn Gründer, - vor.

Auch in wissenschaftlicher Hinsicht betätigten sich einige Mitglieder unserer Vereinigung im Rahmen der Slawistik, Polonistik, Bohemistik und Germanistik. Heinrich Kirschbaum war mit Beiträgen zur jüngeren slavischen Literaturgeschichte an Sammelbänden beteiligt. Wolfgang Schlott veröffentlichte in solchen Zeitschriften wie „Germanoslavika“ (Prag), Silesia Nova (Dresden/Wrocław), „Porównania“ (Poznań) oder „Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik“ (Brno) eine Reihe von Rezensionen und Konferenzberichten. Öffentlichkeitsarbeit: Der Exil-PEN publizierte im Sommer 2014 zwei Aufrufe gegen den öffentlichen und latenten Antisemitismus in Deutschland und forderte die Öffentlichkeit zum Widerstand gegen den Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik Deutschland auf. In organisatorischer Hinsicht erledigte der Präsident die komplizierte notarielle Bestätigung durch einen Bremer Notar für das Amtsgericht in Berlin. Im Mai 2015 ist der Tätigkeitsbericht (einschließlich der Ein- und Ausgaben) für die Jahre 2011, 2012, 2013 vorzulegen, um die erneute Anerkennung als gemeinnütziger Verein beim Finanzamt-Berlin zu erhalten. Ein besonderes Lob verdient unsere Schatzmeisterin. Sie legte den Bericht über die Ein- und Ausgaben des Exil-PEN 2012, 2013 und 2014 vor. Er war insofern mit viel Arbeit verbunden, weil der Exil-PEN noch Bundesgelder aus dem deutschrumänischen Buchprojekt aus dem Jahr 2012 und Fördergelder der Robert Bosch Stiftung abrechnen musste.

Ausgewählte wissenschaftliche Publikationen unserer Mitglieder:

Heinrich Kirschbaum, Poetik der Partialität. Adam Mickiewicz’ orientalistische Ruthenismen. In: Kempgen, Sebastian / Wingender, Monika / Franz, Norbert / Jakiša, Miranda (Hg.). Deutsche Beiträge zum 15. Internationalen Slavistenkongress in Minsk . München – Berlin – Washington D.C., 2013, 387-396.

Ėschatologičeskie landšafty. Zakat Peterburga v poėzii Marii Kamenkovič [Eschatologische Landschaften. Der Untergang Sankt-Petersburgs in Marija Kamenkovič’ Lyrik]. In: Stahl, Henrieke / Rutz, Marion (Hg.). Image – Dialog –Experiment: Felder der russischen Gegenwartsdichtung. München et al., 2013, 399-419.

Mandel’štam und Goethe. Wahlverwandtschaft und „Sehnsucht nach Weltkultur“. In: Perchenok-Fadina, Anna / Mengel, Swetlana / Seidel-Drefke, Björn (Hg.). Russische Gegenwartsliteratur im deutschsprachigen Europa. Halle (Saale) – Berlin, 2013, 79-96.

Briefe vom Galgen. Gewaltnarrative in der weißrussischen Gegenwartsliteratur. In: Frieß, Nina / Gradinari, Irina / Różańska, Katarzyna / Salden, Peter (Hg.). Verbrechen – Fiktion – Vermarktung. Gewalt in den zeitgenössischen slavischen Literaturen. Potsdam 2013, 87-101.
(zus. mit Yaraslava Ananka)

Orientalismus und Ossianismus. Zu den Verschränkungen der Nord- und Orient-Diskurse in der polnischen Frühromantik. In: Born, Robert / Lemmen, Sarah (Hg.). Orientalismen in Ostmitteleuropa. Diskurse, Akteure und Disziplinen vom 19. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg. Bielefeld 2014, 259-283.

Heidrun Hamersky, Zur Ausstellung „Ivan Kyncl – Rebell mit der Kamera“, Bremen (Juli/August) erschien im Kerber Verlag (Bielefeld) ein dreisprachiger Katalog mit einem Vorwort des Bundesministers a. D. Hans-Dietrich-Genscher, 224 Seiten.

Wolfgang Schlott, Vom Exil-PEB Club zum Zentrum der Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil deutschsprachiger Länder. In: Handbuch PEN. Geschichte und Gegenwart der deutschsprachigen Zentren. Herausgegeben von Dorothée Bores und Sven Hanuschek, Berlin (De Gruyter Oldenbourg) 2014, 448-480.

Friedrich Hübner: Russische Literatur des 20. Jahrhunderts in deutschsprachigen Übersetzungen. Kommentierte Bibliographie. In: Germanoslavica 1 /2014. 120-125.

Weitere Angaben zu wissenschaftlichen Publikationen, vgl. Arbeitsbericht 2015.

Mit der Bitte an alle Mitglieder, ihre Publikationsabgaben für das Jahr 2014 und auch 2015 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu schicken.

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